Oluf BRAREN

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Oluf Braren, geb. 25. Febr. 1787 in Oldsum, Föhr und gest. 22. März 1839 in Toftum, Föhr. Oluf war der älteste Sohn von Brar Braren, Dorfschmied in Oldsum, und seiner Frau Keike, geb. Olufs. Oluf war der Maler der "Föhrer Braut" Krassen Peters, die am 4. Nov. 1808 Olufs jüngeren Bruder Früd Braren heiratete.

Gegen den Willen des Vaters, der ihn zum Schmied machen wollte, wurde der lernbegierige Oluf Lehrer und übernahm mit 19 Jahren seine erste Stelle als Lehrer der Schule für die Norddörfer auf Sylt. 2 Jahre später heiratete er Merret (Meete) Wilhelms (geb. 15. Aug. 1783 in Archsum / Sylt, gest. 18. Apr. 1859 in Oldsum, Föhr), weil sie ihm eine Schwangerschaft vortäuschte. Die beiden blieben zeitlebens verheiratet, werden aber nie ein gemeinsames Kind haben. Die als einfältig beschriebene Frau ist keine gleichwertige Partnerin für den vielfältig begabten Lehrer, Naturforscher und Maler.

Nach Föhr zurückgekehrt unterrichtet Oluf zuerst in Midlum, dann in Utersum. Inzwischen hatte der Schulmeister seine zweite Begabung entdeckt: Er verstand es hervorragend zu malen und zu zeichnen. 1814 begann er ein Verhältnis mit der 18jährigen Ing Peter Matzen, die mit einem Seefahrer verheiratet war. Aus der Beziehung, die 7 Jahre andauert, gingen 2 Kinder hervor. Bei der damaligen Sittenstrenge wurde die Situation unhaltbar, Ing wird von ihrem Mann geschieden, Oluf 1821 seines Amtes enthoben. Nur durch die Vermittlung des Pastors von St. Laurentii, Süderende, der zugleich die Schulaufsicht innehatte, durfte er Hilfslehrer in Toftum werden, doch nur zu 1/3 des normalen Gehalts. Ohne die finanzielle Unterstützung seiner Geschwister wäre er und seine Frau Merret, die die ganze Zeit an seiner Seite blieb, verhungert. Ein früher Tod erlöste ihn aus dieser deprimierenden Lage.

Harro Ketels schrieb dazu 1993:
Es gibt einen - leider vergriffenen -Roman "Olaf Braren'' von der baltendeutschen Schriftstellerin Mia Munier-Wroblowski, (Flensburg 1947). Er ist in einigen Punkten, vor allem was die Namen anbelangt, sicher ungenau. Als Ganzes aber gibt er ein ungemein, reizvolles Stimmungsbild jener Zeit und der Umwelt dieses liebenswerten Malers, der für die damalige Zeit ein Außenseiter bleiben mußte. Das Bild "Haustrauung auf Föhr" wird von den Kennern als das Herzstück des Künstlers angesehen. Lorenz Braren sieht darin den „Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens".

Versetzen wir uns in das Jahr 1808 mit der "Hauscopulation" am 4. November. Oluf Braren, zunächst Lehrer auf Sylt, übernimmt im Sommer des Jahres die Lehrerstelle an der Schule Midlum auf Föhr. Er ist 21 Jahre alt. Noch einmal fährt er nach Sylt zurück, um dort am 25. September die eigene Hochzeit mit der ungeliebten Braut zu feiern. Folgt man der Quelle von Mia Munier Wroblowski, so täuschte die Braut ihm eine Schwangerschaft vor. Er heiratet aus Anständigkeit, Sie werden nie ein gemeinsames Kind haben.
Sechs Wochen später ist Oluf zu Gast bei der Hochzeit seines Bruders Früd Braren. Der wohlhabende Brautvater Früd Peters hätte sicher gerne seiner einzigen Tochter ein großes Fest mit Brautzug zur Kirche als Veröffentlichung vor der Gemeinde ausgerichtet. Er muss sich aber der kirchlichen Ordnung gemäß mit der vergleichsweise spärlichen Haustrauung begnügen. Es scheint mir, als habe gerade dieser Kontrast zwischen Wunsch und Wirklichkeit und der noch viel hintergründigere Kontrast zwischen dieser Hochzeit und seiner eigenen vor wenigen Wochen den Künstler aufs tiefste berührt. Vielleicht fertigte er am Tage der Trauung einzelne Skizzen an. Wahrscheinlich hat er, um die beiden verschiedenen Fassungen auszuführen - die spätere blieb bezeichnenderweise unvollendet - viele Jahre gebraucht. Er malte die Braut absichtlich mit der Brautkrone. Bewusst bricht Oluf Braren hierdurch aus der Ordnung seiner Zeit aus. Denn nach Ernst Schlee wurde damals im ganzen Lande die Regel befolgt, dass nur eine jungfräuliche Braut die Krone tragen durfte. Nicht erst sein späteres unkonventionelles Leben mit seiner Geliebten und das Bild von ihr mit den beiden Kindern, schon das ungewöhnliche Motiv einer Haustrauung als Herzstück seiner Malerei erweist Oluf Braren als den,'' der aus der Befangenheit ausbrach,... der sich um geistige Befreiung im heimatlichen Bereich mühte und sie auch als Maler gewann". So hat es Ernst Schlee im Vorwort zum Ausstellungskatalog treffend formuliert.

In diesem groß angelegten Bild hat Oluf auch Pastor Petersen - von 1808 bis 1843 Pastor an St.Laurentii - der Nachwelt überliefert. Immerhin sorgte dieser Mann - er war für die Schulaufsicht zuständig - dafür, dass der aus Utersum verstoßene Lehrer im Kirchspiel bleiben konnte und in Toftum noch eine Stelle bekam.

Oluf Braren hat seine Schwägerin Krassen in ihrer verhaltenen Anmut noch einmal besonders gemalt. Das Bild trägt die Überschrift "Porträt einer Föhrer Braut". Damit erreicht er meines Erachtens einen Gipfel meisterhafter Darstellungskunst.

Leider sind die beiden Bilder'' Haustrauung auf Föhr (spätere Fassung, unvollendet)'' und "Porträt einer Föhrer Braut" beim Brand des Altonaer Museums am 30. Mai 1980 vernichtet worden.

Siehe dazu auch einen Artikel zu Oluf Braren bei Wikipedia.


Selbstportrait Oluf Brarens Bild "Portrait einer Föhrer Braut"
  Mit großer Wahrscheinlichkeit ist Krassen Peters die "Föhrer Braut". Das Bild ist gemalt von Oluf Braren, Bruder ihres (künftigen) Mannes.
Das Bild wurde leider bei dem Brand am 30. Mai 1980 im "Altonaer Museum" in Hamburg vernichtet.
Haustrauung
Trauung von Früd Braren und Krassen Peters am 4. November 1809 in Süderende, Haus 30. Dieses Bild von Oluf Braren, Bruder des Bräutigams, wurde unter dem Titel "Haus-Copulation auf Föhr" bekannt.
Seine Geliebte Ing Inschrift auf seinem Grabstein
mit den beiden gemeinsamen Kindern auf dem Friedhof in Süderende. Der Stein steht südöstlich der Kirche nach der Friedhofsgrenze.

 

Grabstein auf dem Friedhof St. Laurentii in Süderende, links Zustand 2008, rechts 1981
Die Rotsandsteinfliese zeigt in einem Kreisrelief eine Pflanze mit nur zwei Blüten, die das kinderlose Ehepaar symbolisiert. Die Tulpe ist geknickt: Oluf Braren ist verstorben. Die Sternblüte steht aufrecht: Meete lebt zur Zeit der Steingestaltung. Nur der Erdenleib wird Erde, Sein Bewohner bleibt.

Dem Andenken der beiden Eheleute
des Schullehrers Oluf Braren und Meete
Braren. Ersterer ist den 25 Febr. 1787 in
Oldsum geboren. 1808 den 25 Sept. ehlichte er die
neben ihm ruhende Meete geborne Wilhelms. Seit
seinem 19ten Jahre Jugend Lehrer, ging er den 22
Märtz 1839 in einem Alter von 52 Jahren 3 Wo
chen 4 Tagen zum bessern Leben ein.
Letztere ist 1783 den 15 Aug in Archsum
auf Sylt geboren, nachdem sie in einem 20 jäh
rigen Wittwenstand gelebt hatte entschlief sie
1859 den 13 April in einem Alter von 75 J 34 W 2 T.

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