Die Vorfahren von Cornelius Riewert KETELS

Erste Generation

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1. Cornelius Riewert KETELS [Bilderalbum] wurde am 9. November 1876 in Oldsum, Föhr geboren. Er starb am 26. Mai 1945 in Jevenstedt. [Eltern] #2

Cornelius Riewert Ketels (1876-1945) besuchte bis zu seiner Konfirmation 1892 die zweiklassige Volksschule in Oldsum. Danach kam er mit 15 Jahren zu seinem Onkel Brar V. Riewerts, Propst in Neumünster, um dort eine weiterbildende Schule zu besuchen. Um 1895 wechselte er zum Gymnasium in Plön, wo er sein Abitur ablegte. Theologie studierte C. von 1898 bis 1902 in Tübingen, Berlin und Kiel. Dabei zeichnete er sich durch Fleiß und Wissen aus, so dass ihm drei Stipendien gewährt wurden, u.a. zwei Semester freie Wohnung in Berlin und 100 Mark monatlich.

Nach einer kurzen Tätigkeit als Hilfsgeistlicher in Altona-Ottensen (damals noch nicht ein Teil Hamburgs) erhielt Cornelius  im Juli 1907, mittlerweile 30 Jahre alt, die Predigerstelle in St. Clemens auf Amrum, die er bis 1921 innehatte. Anschließend war er bis 1936 Pastor an der Christianskirche in Altona. Danach lebte er zunächst in Berchtesgaden. Cornelius starb am 26.5.1945 in Jevenstedt/Holstein.

Sein Sohn Harro Ketels schrieb anlässlich eines Amrumbesuches im Juli 1976 über seinen Vater:

"Mein Vater, Cornelius Riewert Ketels, wurde am 9. November 1876 in Süderende auf der Nordseeinsel Föhr geboren. Sein Vater, Julius August Ketels, fuhr wie die meisten seiner Vorfahren zur See, zuletzt als Kapitän auf der Zweimastbark „Lucinde“ von Kopenhagen nach Grönland. Als sein Schwiegervater mein Urgroßvater Kapitän Friedrich Knudsen -starb, gab er den Seemannsberuf auf und übernahm die Landwirtschaft in Süderende. Seine Mutter Ingke, geb. Knudsen, hat durch ihre echte Frömmigkeit das Leben meines Vaters entscheidend geprägt. Cornelius war der Älteste von vier Geschwistern. Um das Gymnasium in Neumünster und später in Plön zu besuchen, musste er mit 15 Jahren das Elternhaus verlassen. Die Rückkehr nach Süderende, auf die geliebte Heimatinsel Föhr in den großen Schulferien jeden Jahres ist für ihn zu einem starken Erlebnis geworden. Darüber und über andere Eindrücke aus seiner Jugendzeit liegen schriftliche Äußerungen von ihm vor.

Von 1898 bis 1902 studierte er in Tübingen und Kiel Theologie, um Pastor zu werden. Dies war doppelt ungewöhnlich. In einer langen Reihe von See und Landleuten war er der erste, der ein Universitätsstudium aufnahm. Dass er Pastor werden wollte, hing wahrscheinlich mit dem Einfluss zusammen, den seine Mutter auf ihn hatte. Sicher aber hat es auch etwas für ihn bedeutet, dass sein um 21 Jahre älterer Vetter Hinrich Ketels damals Pastor auf der Hallig Oland war. Nach einer kurzen Tätigkeit als Hilfsprediger an der Christians- und Kreuzkirche in Hamburg-Altona war er von 1907 bis 1921 Pastor auf Amrum.

Natürlich gingen meine Eltern gerne zu ihren Verwandten durchs Watt nach Föhr, wenn es ihre Zeit erlaubte. Einmal sind sie dabei beinahe ums Leben gekommen. Das war 1918 im dritten Jahr des ersten Weltkrieges. Die Verpflegung für die Familie mit ihren vier Kindern wurde knapp. Morgens hin und abends mit einem Rucksack voll Lebensmitteln durchs Watt zurück. Das Wetter war schlecht geworden, aber sie mussten nach Hause. Im letzten Tief bis an die Brust im Wasser. Den Rucksack weggeworfen, der Tage später auf Föhr antreibt. Sie selbst erreichen gerade noch die Dünenkante.

Bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung im Jahr 1936 war mein Vater Pastor an der Christianskirche in Hamburg-Altona. Wegen der Bombehangriffe auf Hamburg zog er 1940 mit meiner Mutter und der Familie meiner Schwester Inge Thomsen nach Endorf in Oberbayern. Am 26. Mai 1945 ist er im Pastorat Jevenstedt im Alter von 68 Jahren gestorben. Dorthin zu meiner Schwester Hanna Bendixen war er 1943 mit Mutter zusammen von Endorf umgezogen. Zunächst auf dem Friedhof von Jevenstedt beerdigt, wurde der Sarg 1946 nach Altona auf den Friedhof an der Bernadottestraße umgebettet.

Wenn ich an meinen Vater zurückdenke, so sind seine Güte und sein ruhiges Wesen für mich die besonderen Merkmale. Er war mit sich selbst eins.

Mit dem meistens von ihm getragenen dunklen Anzug wirkte er ernst und würdig. Dabei hatte er eine verhaltene Fröhlichkeit, die von innen kam. Auffallend war das Strahlen seiner Augen. Zu uns Kindern war er in seiner Haltung bestimmt und immer liebevoll. Mutter war spontan, Vater eher zurückhaltend. Trotz seiner Verhaltenheit spürte ich seine Zuwendung. Er war der ruhende Pol der Familie.

Obwohl Vater aus einfachen Verhältnissen stammte, konnte er sich in der Bremer Gesellschaft gewandt bewegen und war dort gern gesehen. Er hatte die Gabe, sich auf andere Menschen einzustellen. Er konnte zuhören. Auch hatte er eine gute Menschenkenntnis. Wenn ein junges Mädchen als Hausgehilfin eingestellt werden sollte, führte Mutter das Gespräch. Aber Vater musste dabei sein.

Sein Beruf füllte ihn voll aus. Er hatte viel zu tun. Aber wir Kinder konnten bei ihm trotz allen Belastungen immer Zustimmung und Freude an seinem Dienst abspüren. Während der letzten acht Jahre seiner beruflichen Tätigkeit war er zugleich Seelsorger im Untersuchungsgefängnis Altona und später im Zuchthaus Fuhlsbüttel. Dadurch hatte er nicht nur jeden Sonntag in der eigenen Kirche zu predigen, sondern alle vierzehn Tage zwei Gottesdienste zu halten. Vater war wohl kein redegewandter Prediger, ganz sicher aber ein Seelsorger, der sehr treu auch die einfachen Leute besuchte. In der Zeit des Kirchenkampfes nach 1933 stellte er sich eindeutig auf die Seite der Bekennenden Kirche.

Vater war ein betender Mensch. Auswirkungen seiner Fürbitte sind für mich weit über seinen Tod hinaus zu erkennen."

 

Cornelius heiratete Bertha Julia HENKE [Bilderalbum], Tochter von Gustav Adolph HENKE und Marie Julie Agnes SCHLUNK, am 5. Mai 1911 in Bremen. Bertha wurde am 30. Oktober 1888 in Bremen geboren. Sie starb am 4. Januar 1974 in Hamburg.

Ihr Sohn Harro Ketels schrieb im März 1976 über seine Mutter:

"Meine Mutter, Bertha Julia geb. Henke, wurde am 30.Oktober 1888 in Bremen geboren. Ihr Vater, Gustav Henke, war Kaufmann in Indien und später in Bremen. Dort starb er am 23.April 1918. Von ihm hat Mutter offenbar die ansteckende Fröhlichkeit ihres Wesens geerbt.

Ihre Mutter Maria stammte aus der vornehmeren Bremer Kaufmannsfamilie Schlunk. Da gab es Professoren und einen Senator in der Verwandtschaft. Ob Mutter von daher ihr Selbstbewusstsein hatte, weiß ich nicht. Auf jeden Fall hat sie sich nie im Leben selbst in Frage gestellt. Sie wusste, wer sie war: ein Bremer Kind. Darauf war sie stolz.

1907 mit 18 Jahren lernte sie in Altona, wo sie auf der Durchreise bei ihrem Onkel Gerhard Schlunk wohnte - im Eckhaus heute Bleickenallee 24 - den zwölf Jahre älteren Pastor Ketels kennen. Von seiner Seite aus war es offenbar Liebe auf den ersten Blick. Sie aber ließ ihn noch vier Jahre werben und warten, bis am 5. Mai 1911 in Bremen eine glänzende Hochzeit gefeiert wurde. Bertha war die vierte von fünf Geschwistern, die alle bis an ihr Lebensende untereinander fest zusammenhielten und sich regelmäßig in Bremen trafen. Mit Otto, ihrem jüngsten Bruder, einem ebenso fröhlichen Menschen wie sie, war sie besonders eng verbunden.

Mutter hat immer gesagt, sie sei an der Sonnenseite des Lebens geführt worden. Von 1911 bis 1921 erlebt sie eine arbeitsreiche, glückliche Zeit in Nebel auf Amrum an der Seite unseres gütigen Vaters. Es folgt der Lebensabschnitt in der Christanskirchengemeinde in Hamburg-AItona. Da konnte sie ihre Gaben voll entfalten. Hier wirkte sie als Pastorenfrau. Das wollte sie sein, darauf legte sie auch Wert. Weil sie ihr Herz auf der Zunge trug, fand sie überall schnell Kontakt. Sie war spontan, aktiv und hatte, wie sie gern betonte, einen praktischen Sinn. Dies alles kam ihr bei den verschiedenen Umzügen zugute, die im Lauf der Zeit nötig wurden. Von Amrum nach Altona (1921), vom Klopstockplatz zur Rolandsmühle (1936), von dort nach Endorf (1940), schließlich nach Jevenstedt (1943) und nach dem Tod unseres Vaters zurück nach Altona (1945). Hier endlich von der Rolandsmühle in das Reinckehaus an der Bernadottestraße (1960). Den Übergang zur letzten Station ihres Lebens, ins Pflegeheim der Diesterwegstiftung nach der Operation im Mai 1973 hat sie erstmalig nicht mehr in eigener Entscheidung vollzogen. In meiner Schwester Noras unmittelbarer Nähe und fürsorgender Pflege lebte sie noch sieben Monate lang und ist am 5. Januar 1974 gestorben.

Die Trauerfeier wurde bei erstaunlich hoher Anteilnahme der Christians- und Kreuzkirchengemeinde im Saal der Susettestraße, früher Ohlendorfsallee, gehalten. Im gleichen Gemeindesaal hat Mutter von 1922 an Jahr für Jahr Anfang November mit kurzer Unterbrechung des Krieges etwa 30 Jahre lang einen Verkauf zum Besten der Weltmission organisiert und geleitet.

In meiner Ansprache bei der Abschiedsfeier habe ich Mutter als einen fröhlichen, einen dankbaren und sehr aktiven Menschen gekennzeichnet. Wenn das ihre Grundhaltung war, hatte sie daneben Wesenszüge, die scheinbar im Widerspruch standen, sich aber bei ihr ohne weiteres verbanden. Sie war angelegt zum Anleiten, zum Führen, ja zum Bestimmen. Und konnte doch im Einzelnen ungewöhnlich dienen. Sie war sparsam im Kleinen und konnte großzügig schenken. Sie plante weit im Voraus und genoss den Augenblick in kindlicher Freude. Sie hatte eine feste Vorstellung, wie etwas werden musste. Wenn es dann aber auf dem Höhepunkt auch nur etwas anders lief und das tut es ja manchmal dann konnte sie sehr verstimmt sein. Sie war unbequem, weil sie ihre Meinung für unbedingt richtig hielt. Aber sie konnte um Verzeihung bitten und selbst vergeben.

Allein in dieser Spannung ihres Wesens versteht man unsere Mutter."